Dienstag, 15. November 2016

Wo sind eigentlich all die Menschen, denen es nicht so gut geht?

© Christine Gutekunst 13. November 2016
Die vor Wut und Entrüstung so manches Mal
in die Tischkante beißen könnten.
Die in ihrer Verzweiflung wie ein Goldfisch im Glas
sich im Kreis bewegen und nicht wissen,
wo der Ausgang ist.
Die am Limit leben und am nächsten Ersten 
mal wieder nicht wissen,
wovon sie den nächsten Monat leben sollen.

Die in ihrer Hilflosigkeit
einen ganzen Wald voller Bäume
zusammenbrüllen könnten.
Die in ihrer Betroffenheit
über das Ausmaß aller aktuellen Katastrophen
rein sprachlos sind.
Die in ihrer Orientierungslosigkeit Mühe haben,
die Richtung zu finden und zu halten.
Hier erscheint vieles wie eine intakte
Friede-Freude-Eierkuchen-Welt.

Viele Menschen halten sich in einer gefährlichen Ruhe.
Einer Ruhe, die explosionsartig zerbricht,
wenn alles irgendwann einmal zu viel wird.
Sie halten still und wähnen sich im Frieden.
Doch ist es wahrer Friede?

Keiner will die Energien „füttern“, 
die Kriege auslösen.
Auch Kriege mit sich.
Doch sind es nicht Kämpfer in den Startlöchern?
Viele warten auf ein Zeichen.
Unzufriedenheit brodelt still vor sich hin.
Nach außen hin wird viel „Liebes“ geredet.
Doch ist es auch in ihm drin?

Die Arbeit an sich selbst erfordert absolute Ehrlichkeit.
Heuchelei deckelt die wahren Emotionen.
Manch einer spürt den Vulkan in sich drin.
- Und der ist kurz vor dem Ausbruch.
Im Selbst-Bescheissen ist der Mensch ganz groß.
Er hat viele „schwarze Löcher“,
die Filter-Brille auf.
Wer weiterhin seinen Frust unterdrückt,
verliert.
Doch nur sich selbst -
und die Chance,
seinen Recycling-Hof zu kompostieren.

Worauf in aller Welt wartet er noch?
Von allein wird nichts geschehen.
Die Schritte muss er schon selber tun.
Einen Schritt zur Freiheit hin.

Der Alltag zeigt, was ist.
Dort ist vielfach Lähmung, -
Unbeweglichkeit.
Vieles wird vor sich hergeschoben.
Dabei wird der Berg nur größer...
Oft ist es die Angst vor der Angst,
die es macht, 
sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
Du kannst nichts falsch machen!
Ein JA zum Leben heißt auch, wütend sein,
dem Zorn sich mal hingeben.
Na und? -
Deswegen wird keiner verdammt.
Schon gar nicht aus den Himmlischen Reichen.

Heuchelei ist viel schlimmer,
ist eben NICHT die Wahrheit sagen,
wie es ihm WIRKLICH geht!
Schön-Gerede ist leben an der Oberfläche.
Seinen Frust in ein Kissen kloppen 
ist Ausdruck von Gefühlen.
Auch da hinein mal brüllen,
wird das Kissen ihm nicht verübeln.
Entladung muss dann und wann mal sein.

Künstlichen Frieden aufrecht zu erhalten,
schafft Munition.
Die wird dann donnernd verschossen,
wenn’s zündet am kleinsten Trigger-Punkt.
Und dann ist Holland in Not.
- Oder auch nicht,
wenn Mensch zu sich mal steht.

Alles gehört dazu, ist menschlich.
Niemandem kann es immer nur „gut“ gehen.
Das wäre fest gelogen.
Dies ist ein Planet der Emotionen.
Na, denn mal raus damit!
Es wird sich lohnen
und allemal -
es ent_spannt die Lage.

Es gibt keinen strafenden Gott.
Auch keine strafenden himmlischen Heerscharen.
Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut
und dürfen es auch so leben.
Ein „NEIN!“ in die Welt zu allem gebrüllt,
was quälend ist und sich nicht gut anfühlt,
ist allemal befreiend.
Ist ganz egal, was Nachbarn sagen.
- So wurde zu lange gelebt.
Schön artig sein und brav.
Wo ist das Temperament
und all die wilden Pferde,
die gerne mal durchgehen?

Schau doch mal hinein, in deinen Spiegel.
Die Wangen glühen, -
ist Lebenskraft erblüht.
Geheuchelt ist genug!
Der Mensch in seiner Natur ist Feuer.
Geschürt ist längst der Ofen,
der die Glut zum Brennen bringt.
Es braucht hier im Geschehen Menschen,
die lebendig sind
und voller Tatendrang!

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein...
Die Lebenskraft macht das,
was Ekstase schafft.
Ein Dichter rauscht durch alle Gefühle.
Ein Musiker und Maler tut es auch,
wenn er authentisch ist.
Das ist die Leidenschafft,
die er zum Ausdruck bringt.
Und angesteckt sind alle die,
die diesem Spektakel lauschen, -
ent_zündet.

Es fehlt hier die Begeisterung
in allen Lebenszweigen.
Vieles ist überschattet von Zukunftsgedanken.
Doch Leben ist immer jetzt.
Ist Zeit, am Leben teilzunehmen.
Das Warten ist vorbei,
auf das, was da so kommt.

Rein HEUTE entsteht das neue Morgen.
Genug ist die Luft angehalten.
Im ausatmenden Stoß ist Erlösung des Drucks,
der unterschwellig dort kochte.
Ein Ventil ist dringend gesucht.
So ist es jetzt die Zeit,
die Flügel auszubreiten,
wie Phoenix aus der Asche zu steigen
und über neues Terrain zu gleiten.
Ein jeder kann hier fliegen,
wenn er es selber glaubt.
Ist Zeit, sich mal zu „outen“
und auch zu dem zu stehen,
was in ihn ist gelegt.

13. November 2016